Spartacus…

…ist das neueste Projekt in der berüchtigten Mafiaregion um Rosarno, das durch Verfolgung von Migranten bekannt wurde. Gerade dort will Spartacus, unterstützt durch die italienische Fairtrade-Kooperative ChicoMendes Landwirte gewinnen, für höhere Preise nur noch ethische Lebensmittel zu erzeugen. Hier sind es vor allem Zitrusfrüchte in großen Plantagen.

Die ersten Orangen werden geerntet.
Bei Rosarno im Dezember 2020

Ein Bericht von Gianantonio Ricci

Einerseits müssen wir lokalen Unternehmen, die regelmäßig Migranten einstellen (wie SOS Rosarno, die Coop la Valle del Marro, Goel, etc.), ermöglichen, ihre Produkte zu einem fairen und nachhaltigen Preis zu verkaufen, andererseits ist es notwendig, ein nationales Netzwerk von ethisch orientierten Unternehmen aufzubauen, die diese Menschen beschäftigen können. Dies ist kein einfaches Unterfangen, aber es lohnt sich, darauf zu setzen, weil es eine klare und konkrete Antwort auf die Politik der Verfolgung von Migranten, der Ausgrenzung und Kriminalisierung darstellt.

ERSTE PHASE

Ende Februar 2020 haben wir ein Pilotprojekt gestartet, dessen Ziel es ist, 20 Personen, die unter den Arbeitern der Gioia Tauro-Ebene ausgewählt wurden, eine menschenwürdige Arbeitsmöglichkeit zu bieten. Unser Ziel ist es, sie alle innerhalb der ersten sechs Monate des Projekts einzubeziehen und dann die Ergebnisse im Laufe des ersten Jahres der Aktivität zu überwachen.

Zunächst wurden die Arbeiter – die in der Zeltstadt San Ferdinando oder in den entstandenen Barackensiedlungen in der Nähe leben -, die an einer Teilnahme an diesem Projekt interessiert waren, befragt, um ihren Schulabschluss, ihre bisherigen Tätigkeiten, ihre Fähigkeiten und Wünsche zu erfahren. Diese Informationen sind für uns nützlich, um einen effektiven Abgleich zwischen den einzelnen Jugendlichen und den von den Unternehmen geforderten Berufsanforderungen vorzunehmen.

In der Zwischenzeit haben wir in ganz Italien nach Unternehmen gesucht, die bereit sind, einen oder mehrere Migranten einzustellen – und die dies auch tun. Sie müssen ihnen eine dreimonatige Ausbildung und eine Unterkunft bieten und sie auch auf soziokultureller Ebene begleiten, um eine echte Integration in die Gesellschaft zu ermöglichen. Während dieser Einarbeitungszeit gewähren wir dem Unternehmen eine Art Aufwandsentschädigung von 500€ pro Monat. Wenn am Ende der drei Monate sowohl der junge Mann als auch das Unternehmen zufrieden sind, muss letzteres ihm einen Vertrag für mindestens zwei Jahre anbieten.

ZWEITE PHASE

Nach dem Studium der Ergebnisse und der Probleme, die während des Pilotprojekts aufgetreten sind, wird es möglich sein, das Projekt zu erweitern und andere Subjekte einzubeziehen: Migranten, Unternehmen und Finanziers. Wir glauben, dass es möglich ist, bereits im zweiten oder dritten Jahr des Projekts 200 Personen auf diese Weise einzusetzen. Idealerweise sollten die lokalen Behörden einbezogen werden, insbesondere in kleinen Berg- und Hügelgemeinden, die besonders anfällig für Entvölkerung sind, um die Verschwendung von Natur- und Wohnraumressourcen zu reduzieren.


Ghetto Tendopolis in San Ferdinando bei Rosarno

Das Zelt-Camp brannte im Januar 2018 vollständig ab. Dabei kam die 26-jährige Becky Moses aus Nigeria ums Leben. Unser Freund Barnabe hat überlebt und hat uns dieses Foto geschickt.

San Ferdinando im November 2022

Das Ghetto Tendopolis ist schon einmal völlig abgebrannt. Das Innenministerium hat kurzerhand 300m weiter neue Zelte aufgestellt. Inzwischen ist das Lager wieder auf 300 bis 500 Bewohner je nach Erntesaison angewachsen. Die sanitären Anlagen waren im Februar 23 nicht nutzbar, weil die Kanalisation hoffnungslos verstopft war. Gleich neben den Zelten sind in wenigen Wochen wieder Plastikplanen-Behausungen entstanden.

Wir haben Gainantonio Ricci begleitet, als er wieder einigen Bewohnern Arbeitsveträge ausgehändigt hat und ihnen eine menschenwürdige Unterkunft zusagen konnte.


PCs für Migranten

Am 29. Mai 2023 haben wir zum wiederholten Mal das Ghetto Tendopolis in San Fedinando bei Rosarno besucht. Die Stiftung Meaalofa (München) hat ausgesonderte PCs gesammelt, mit dem Betriebssystem Ubuntu, Officeprogrammen und jeder Menge Lerninhalten für die Geflüchteten ausgestattet. Wir haben 4 Geräte geliefert und im Container der Caritas eine kurze Einführung gegeben. Bei Bedarf werden wir weitere Geräte bringen. In den Ghettos sind immer wieder Bewohner zu finden, die mit Technik und Software sehr gut umgehen können und die PCs zur Unterstützung der Integration, zum Erlernen der Sprachen und zur Kommunikation mit der Heimat nutzen. Es fehlt an Allem: Das Schulhäuschen im Hintergrund hat immer noch weder Strom noch Internetzugang. Verbesserungen dauern ewig.

Nicht zu übersehen waren bei einigen Bewohnern deutliche Anzeichen von Traumatisierung durch ihre Fluchterlebnisse und Lebensumstände, die sich durch agressives Verhalten äußern.

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